Um 1500 wurde erstmals die Schenke Schackenthal, der heutige Schwarze Bär und Sitz der Commerzbank, urkundlich erwähnt.[16] 1502 bekam die Neustadt das Stadtrecht verliehen, die Autonomie vom Fürsten scheint aber geringer gewesen zu sein als die der Altstadt. Da 19 der insgesamt 60 Punkte der Neustädter Willkür sich mit dem Bierbrauen beschäftigten, war dies vermutlich einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Ortes.[15] Im Jahre 1525 wurde Anhalt-Köthen unter Fürst Wolfgang nach dem Vorgang von Kursachsen das zweite Land der Welt, das durch die Reformation die lutherische Lehre als Landesreligion einführte. 1527 wurde die erste Köthener Feuerordnung erlassen, die Bestimmungen für den Feuerschutz enthielt. Von Feuersbrünsten, die eine ganze Stadt vernichteten, wie sie häufig zu dieser Zeit vorkamen, blieb Köthen verschont[17], aber 1547 brannte die alte Askanierburg ab.[18] Der auf der alten Köthener Burg lebende Reformator Fürst Wolfgang unternahm trotz Protest des Magdeburger Erzbischofs Albrecht 1533 die erste Kirchenvisitation, eines der frühesten Beispiele in Deutschland für die Aufnahme der landesfürstlichen Aufsicht über die Kirche. Im selben Jahr wurde erneut die einzige Schule der Stadt vermerkt, die einen Schulmeister hat.[17] Ab 1534 begann, bedingt durch die Reformation, die Übertragung von Pfarrgrundstücken an den Rat der Stadt. So erhielt dieser 1534 3,5 Hufen des Klepziger Pfarrackers, 1535 vier Hufen „Wulfen’sches Lehen“ und 1553 erhielt die Stadt das Patronat über St. Jakob und damit über deren 15 Hufen. Zuvor hatte Fürst Wolfgang 1538 die Kalandsbrüderschaft mit Sitz in der Stiftstraße 2 enteignet und ihren Besitz an St. Jakob übertragen.[18] Nachdem Wolfgang vom Kaiser unter Reichsacht gefallen war, besetzten spanische und ungarische Truppen unter dem Kommando des Reichsgrafen von Lodron zu Himmelfahrt 1547 die Stadt. Lodron verkaufte Köthen an den Burggrafen von Meißen.[18] Die Askanier boten 32.000 Taler, um Köthen zurückzuerhalten, erhielten die Stadt aber erst zurück, nachdem sie sich 1551 an der Belagerung Magdeburgs beteiligt hatten und der deutsche Kaiser den Passauer Vertrag unterzeichnet hatte. 1562/1564 verzichtete Wolfgang auf seinen Anteil und Köthen fiel an Joachim Ernst.[19] 1551 wird erstmals ein Stadtschreiber urkundlich erwähnt. 1562 erfolgte der Neubau des Magdeburger Turms. Im folgenden Jahr wurden erstmals drei Windmühlen erwähnt, die vor den Schalaunischen Toren gestanden haben.[20]
Der erste urkundlich verzeichnete Arzt der Stadt war 1573 Dr. Bernd. 1575 wurde nahe der Stadtmauer eine Mägdeleinschule gebaut. 1576 gab es in Köthen zwölf Innungen, die größte war die Schuster und Gewerbezunft mit 23 Meistern, die kleinste die Glaserzunft mit zwei Meistern.[21] 1577 verbot der Rat der Stadt das Neujahrssingen; diese Form des Bettelns konnte aber nicht unterbunden werden, wie sich an regelmäßigen Erneuerungen des Verbots zeigte.[22] 1591 wurde ein Bettelvogt eingestellt, und zur Verhinderung der Raubfischerei folgte 1592 ein Teichmeister.[23]
Am 10. Juli 1599 stürzte der ursprüngliche Kirchturm der St. Jakobskirche ein und beschädigte die gegenüberliegende Stadtschule, jedoch kam kein Mensch zu Schaden. Erst 1895 erhielt St. Jakob wieder zwei neue Türme, die höchsten in Anhalt.
Köthen um 1650
Auf Grund der anhaltischen Erbteilung 1603 fiel der Landesteil Anhalt-Köthen an den jungen Fürsten Ludwig I., der mehrere Jahre in Italien verbracht hatte und anstelle der alten Wasserburg einen Hof nach italienischem Vorbild errichten wollte. Schon 1604 war der heutige Ludwigsbau vollendet, später umgeben von ausgedehnten Gartenanlagen. In Italien wurde Ludwig das erste deutsche Mitglied der Accademia della Crusca, was ihn nun zur Gründung einer ähnlichen Organisation anspornte. 1617 gründete er die Fruchtbringende Gesellschaft zur Pflege der deutschen Sprache. Im folgenden Jahr brachte er den Pädagogen Wolfgang Ratke nach Köthen, um das Schulwesen zu reformieren. Eigens zur Herstellung der neuen Schulbücher wurde die Fürstliche Druckerei und damit der erste deutsche Schulbuchverlag gegründet. Um sich vor den Wirren des Dreißigjährigen Krieges zu schützen, stellte die Stadt Köthen 80 Musketiere und 55 Pikeniere. Das Amt Köthen stellte weitere 94 Musketiere und 58 Pikeniere. Weiterhin wurde die Stadtmauer ausgebessert.[24] 1620 wurde die Neustadt neben dem Magdeburger, Halleschen und Schalaunischen Viertel das vierte Viertel der Altstadt Köthen. 1733 entstand die heutige Lindenstraße, damals Neue Gasse.[25] Am 27. Februar 1623 musterte Fürst Ludwig in Bernburg die Wehrbereitschaft seines Besitzes, wobei für das Amt Köthen 43 Reitpferde, zuzüglich drei Reitpferde in Nienburg und neun in Warmsdorf gezählt wurden. Um vor Kriegsgefahren zu warnen, wurden ab Mai 1623 ständig berittene Wachen aufgestellt. Ende Januar 1626 begann eine 22 Wochen dauernde Belagerung Köthens.[25] 1639 wurde das erste Rathaus eingerissen. Am 6. Juni 1638 begann ein Neubau, der im darauffolgenden Jahr beendet war. Die Finanzierung des 473 Taler teuren Baus erfolgte über den Verkauf der Glocke des 1599 eingestürzten Kirchturms an den Juden Samuel in Zerbst für 321 Taler, sowie den Verkauf verschiedener Häuser.[26] 1649 wurde Johann Christoph Oeler zum Bürgermeister gewählt.[26] 1665 erfolgte erstmals die Erwähnung einer Poststation in Köthen, die sich auf dem Holzmarkt befand.[27] Im Jahr 1671 findet sich die letzte urkundliche Erwähnung des Weinbaus um Köthen.[28]
1688 erhielt die Stadt die fürstliche Erlaubnis, vor dem Schalaunischen Tor Wohnhäuser zu errichten, um der gestiegenen Einwohnerzahl Rechnung zu tragen.[27]
St. Agnus
Am 7. Mai 1699 wurde die von Fürstin Gisela Agnes gestiftete St. Agnus-Kirche als Köthens erste lutherische Kirche eingeweiht. Die Grundsteinlegung war bereits am 9. Oktober 1694 erfolgt, die Fertigstellung 1698.[29] 1714 wurde die Hofkapelle unter Augustin Reinhard Stricker gegründet, formell durch Gisela Agnes, doch auf Kosten ihres musikbegeisterten Sohns Fürst Leopold, der 1716 offiziell sein Amt antrat und im folgenden Jahr Johann Sebastian Bach als Nachfolger Strickers engagierte. Bach komponierte hier viele weltliche Werke, darunter die Brandenburgischen Konzerte, sowie Teil I des Wohltemperierten Klaviers, die in den Räumen des Schlosses ihre Uraufführung erlebten. Am 27. Februar 1719 fasste Fürst Leopold den Beschluss, die Wallstraße und die Schulstraße sowie den heutigen Bachplatz als Stadterweiterung zu bebauen und mit einer neuen Stadtmauer umfassen zu lassen (Köthener Barockviertel).[30] Hier befindet sich auch das zweite Köthener Bachhaus.
Fürst August Ludwig beschloss 1747 eine allgemeine Straßenbeleuchtung der Stadt. Jeder Hausbesitzer war verpflichtet, an seinem Haus eine Laterne anzubringen, die von Ende Oktober bis Ostern brennen musste. Die Kontrolle dieser Laternen wurde von einem Laternenwächter übernommen, der 16 Groschen pro Woche dafür erhielt.[31] 1769 erschien mit den Cöthenischen gemeinnützigen Anzeigen und Nachrichten die erste regelmäßig erscheinende Zeitung der Stadt. Auf Grund der geringen Nachfrage wurde sie aber schon eineinhalb Jahre später am 18. Januar 1771 wieder eingestellt. 1783 wurde erneut eine Zeitung unter dem Namen Gemeinnütziges Anhaltliches Wochenblatt herausgegeben.[32] In der Springstraße wurde 1784 ein Armenhaus errichtet[33].
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